Angenommen-Sein ist aus meiner Sicht das größte Geschenk des Lebens. Da ich es liebe Herzens-Geschenke zu machen, schreibe ich in diesem Herbst und Winter Du-bist-wunderbar-Briefe, in denen ich Menschen, so wie sie sind, ganz annehme.
Lieber Studierender,
schon bei unserer ersten Begegnung fiel mir auf, was für ein besonderer Mensch du bist. Du liebst Menschen. Nicht alle. Natürlich nicht. 🙂 Ungerechtigkeit kannst du nicht ertragen. Wenn du von Unrecht hörst, gehst du ab. 😉 Deine Empörung ist dir förmlich ins Gesicht geschrieben. Du setzt dich dafür ein, dieses Unrecht mit deinen Möglichkeiten zu beseitigen.
Du hast ein ganz feines Gespür für Situationen. Doch ist dir das wohl gar nicht so bewusst. Du bist bei dem, was du tust, voller Herzblut und Engagement dabei. Doch sehe ich in deinen Augen immer mal wieder etwas Unsicherheit. Deine Beiträge sind so eine wertvolle Bereicherung. In jedem Unterricht und in jedem Gespräch. Doch wirkst du überrascht, wenn ich es dir sage.
Du bist so ein einfühlsamer Mensch. Doch traust du dir selbst manchmal nicht. Es scheint, als hätten dich die Ereignisse der Vergangenheit sehr beeindruckt. Ich wünsche dir, dass du sie hinter dir lassen kannst. Ich wünsche dir, dass du Frieden mit deiner Vergangenheit schließt.
Dein Einfühlungsvermögen in andere Menschen berührt mich immer wieder. Doch spüre ich, dass du dir selbst gegenüber ziemlich streng bist. Ich wünsche dir, dass du auch dir selbst gegenüber empfindsam bist. Ich wünsche dir, dass du für dich selbst Verständnis entwickelst.
Wenn du von den Kindern und Jugendlichen erzählst, spüre ich so viel Liebe. So viel Gespür, für das, was sie gerade durchmachen. So viel Zuwendung für sie.
Wir Erwachsenen sind dafür da, die Kinder und Jugendlichen zu begleiten, ihnen Liebe zu schenken und ihnen einen Boden für ein glückliches Leben zu bereiten. All das spüre ich bei dir.
Manchmal bist du von den Handlungen einiger Pädagogen getroffen. Ich höre die Empörung in deiner Stimme. Ich höre deine Fassungslosigkeit. Ich spüre deine Verletzung. Und ich spüre deine innere Frage, wie lange du das noch aushältst.
Lieber Studierender, so bist so ein wundervoller Mensch. Du hast so viel zu geben. Doch bist du auch bereit anzunehmen? Bist du auch bereit, dir selbst etwas zu geben?
Ich wünsche dir, dass du die Fürsorge und Liebe, die du anderen schenkst, auch dir zukommen lässt.
Ich wünsche dir, dass du dein Feingefühl bewahrst.
Ich wünsche dir, dass du all die schockierenden Erlebnisse abstreifen kannst und immer mehr positive Erfahrungen mit deinen Kollegen machst. Ich wünsche dir, dass du deine unangenehmen Erfahrungen dafür nutzt, weiterhin auf Missstände aufmerksam zu machen und Veränderungen in deinem Umfeld einzuläuten. Das machst du so wunderbar.
Ich wünsche dir, dass dir jeden Tag bewusst wird, wie viel Gutes du bewirkst. Du hast die Wahl, wem du mehr Gewicht gibst. Den Missständen oder den positiven Rückmeldungen.
Ich wünsche dir, dass du dein Herz auch für dich öffnest.
Ich wünsche dir, dass du deinen Blick weitest und mehr und mehr erkennst, was du bewirkst.
Ja, es gibt viele Missstände. Und es gibt viel Gutes. Und da gehörst du zu!
Ich danke dir von Herzen, dass dich so dafür einsetzt, die Welt zu einem schöneren Ort zu machen.
Fühl dich herzlich von mir umarmt.
Birte